Tägliche Archive: 14/05/2022

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Gutes tun als Aktuar:in – und Entwicklungshelfer:in

Man stellt sich Entwicklungshelfer häufig als Schulen bauende Handwerker oder neue Anbaumethoden demonstrierende Landwirte vor, aber auch Aktuare können mit ihren Fähigkeiten Entwicklungshilfe leisten. Denn in vielen Ländern können Menschen durch besseren Zugang zu Finanzdienstleistungen, wie z.B. Microinsurance, unterstützt werden – und da können Aktuare helfen. Das ist die Idee von Actuaires du Monde!

GEGRÜNDET IN 2020, VORHER ALS IAA SEKTION TÄTIG

Im November 2020 wurde Actuaires du Monde als gemeinnütziger Verein in Frankreich gegründet, zuvor war es eine Sektion der Internationalen Aktuarvereinigung und unter Actuaries without borders aktiv. Ziel von Actuaires du Monde ist es, Entwicklungs-Projekte und -Organisationen in Schwellen- und Entwicklungsländern zu unterstützen, die aktuarielle Unterstützung benötigen, sich diese aber nicht leisten können.

BEISPIEL MICROINSURANCE IN TOGO

Ein Beispiel für ein solches Projekt ist die Machbarkeitsstudie für eine Gesundheits-Microinsurance in Togo: In der Region Est Mono, 170 km von der Hauptstadt Lomé entfernt, betreibt die Stiftung des Malteserordens Frankreichs seit 1980 ein Krankenhaus mit einem Einzugsgebiet von etwa 150.000 Menschen. Allerdings verfügen viele Menschen nicht über die finanziellen Mittel für eine Behandlung im Krankenhaus und nutzen daher eher die traditionelle Medizin oder werden gar nicht behandelt. In einem ersten Schritt wurde mit Hilfe eines Freiwilligen von Actuaires du Monde das Interesse der Bevölkerung an Microinsurance Lösungen untersucht – z.B. welche Mittel sind verfügbar, wie wird die medizinische Versorgung bisher genutzt, wie ist die Bereitschaft, sich zu versichern. Mit diesen Erkenntnissen konnten dann Versicherungspakete entwickelt werden, die den Bedürfnissen und den finanziellen Möglichkeiten der lokalen Bevölkerung entsprechen. Der nächste Schritt besteht nun darin, einen lokalen Versicherungspartner für dieses Produkt zu finden, um die Ideen umzusetzen und zu implementieren. Bei Erfolg dieses Pilotprojektes ist eine Ausweitung auf weitere Krankenhäuser der Stiftung in Afrika denkbar.

BEISPIEL KONGRESS IN SKOPJE

Ende März 2022 hat Actuaires du Monde in Zusammenarbeit mit der nordmazedonischen Aktuarvereinigung seinen ersten Kongress in Skopje abgehalten. Der Kongress wurde finanziert von der nordmazedonischen Versicherungsaufsicht, der Lebenssektion der IAA und dem Medienpartner XPrimm. Fast 150 Personen aus 31 Ländern nahmen an dieser Hybrid-Veranstaltung teil. Der erste Tag war den Herausforderungen des lokalen Marktes angesichts der Liberalisierung des Kfz-Haftpflichttarifs und der Einführung eines risikobasierten Solvabilitätsregimes gewidmet. Der zweite Tag standen die Herausforderungen für Versicherungsmathematiker in Entwicklungs- und Schwellenländern im Mittelpunkt – vor allem die Frage, wie die finanzielle Teilhabe benachteiligter Bevölkerungsgruppen erhöht werden kann. Die Vortragenden konnten über ihre Erfahrungen aus erster Hand berichten und sich mit den Teilnehmern des Kongresses austauschen, u.a. über Kranken-Microinsurance in Ghana, und parametrische Versicherung in Westafrika und Indien (siehe Folien).

BEISPIEL MENTORING

Aber Actuaries du Monde unterstützt  auch die Ausbildung von Aktuaren in Entwicklungs- und Schwellenländern, zum Beispiel über Mentoring- oder Ausbildungsprogramme. So gibt es zurzeit über 30 junge Aktuare, die von Mitgliedern von Actuaires du Monde betreut werden. Doch leider gibt es immer noch viele Aktuare, die aufgrund fehlender Freiwilliger keinen Mentor erhalten können – hier ist Euer Engagement gefragt!

EUER ENGAGEMENT!

Wie kann man sich als AVÖ Mitglied engagieren? Actuaires du Monde lebt vom freiwilligen ehrenamtlichen Engagement seiner Mitglieder – und neben Mentoren für Aktuare aus Entwicklungsländern werden zurzeit auch Projektmanager für neue Hilfsprojekte gesucht. Also Mitglied werden und mithelfen! Und Actuaires du Monde freut sich natürlich auch über finanzielle Unterstützung. Mehr Informationen unter https://www.actuairesdumonde.org/en/ oder unter contact@actuairesdumonde.org

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Bild 1: Projektarbeit in Togo

Bild 2: Folie Ernteversicherung (vom Actuaires du Monde Kongress in Skopje, im März 2022)

Bild 3: Folie Krankenversicherung (vom Actuaires du Monde Kongress in Skopje, im März 2022)

 

Das Jungaktuarstreffen fand wieder statt!

Nach dieser gefühlt endlos langen Corona-Pause wird es nun wieder Zeit, dass auch wir uns als AVÖ wieder öfters treffen. Obwohl die Vielzahl an Lockdowns und die Home-Office Verpflichtung eine enorme Akzeptanz bezüglich Video-Meetings geschaffen haben, dürfen persönliche Treffen, soweit es die gesundheitliche Situation erlaubt, nicht dauerhaft fehlen.

Daher freut es mich euch mitzuteilen, dass auch das beliebte „Jungaktuarstreffen“ für junge und erfahrene Aktuar:innen wieder stattgefunden hat.

Die Rolle der Aktuar:innen im Kontext von Nachhaltigkeit und Klimawandel

Die steigenden Anforderungen an die Einführung und Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien stellen die Versicherungsunternehmen vor neue große Herausforderungen. Damit werden sich auch die Aufgaben und die Arbeit der Aktuar:innen ändern, die aufgrund ihres spezifischen Fachwissens in unterschiedlichsten Bereichen eines Unternehmens anzutreffen sind.

Pariser Klimaabkommen

Durch das Ziel Europas bis 2050 als erster Kontinent klimaneutral zu werden, hat die EU-Kommission im Rahmen des European Green Deal eine „Strategie für nachhaltiges Finanzwesen“ angekündigt und dadurch auch die Versicherungsbranche erfasst. Finanzielle Risiken, die sich aus dem Klimawandel ergeben, sollen demnach bewertet und gesteuert werden. Die Förderung von Transparenz und Langfristigkeit in der Finanztätigkeit ist ebenfalls ein Ziel der EU, welches sich mit einem sehr umfangreichen legislativen Maßnahmenpaket bereits in Umsetzung befindet. Versicherungsunternehmen stellen per se keine energieintensive Branche mit einem großen ökologischen Fußabdruck und hohen CO2-Emissionen dar, sodass sie nur einen geringen Beitrag zur Klimakrise beisteuern. Allerdings sind Versicherungsunternehmen aufgrund ihres Geschäftsmodells zum einen direkt vom Klimawandel betroffen, da es etwa vermehrt zu Extremereignissen wie starken Regenfällen und Hagel kommen wird, was einen Anstieg der zukünftigen Versicherungsleistungen impliziert. Und zum anderen kann auch die Versicherungswirtschaft bedeutend dazu beitragen, das Paris Klimaabkommen erreichen zu können. Denn Versicherungsunternehmen können sowohl bei der Gestaltung ihrer Versicherungsprodukte per se als auch bei ihren Investments am Kapitalmarkt den Nachhaltigkeitsaspekt deutlich mehr als bisher mitberücksichtigen.

Bedeutung des Klimawandels für Aktuar:innen

Das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) als das Gremium der Vereinten Nationen zur Bewertung der wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel hat mit dem „IPCC Climate Change Report 2021“[1] einen umfassenden Bericht über den aktuellen Zustand des Klimas, einschließlich seiner Veränderung und der Rolle des menschlichen Einflusses und den Wissensstand über mögliche zukünftige Klimaszenarien veröffentlicht. Die darin enthaltenen Erkenntnisse lassen sich im Wesentlichen in den nachfolgenden Punkten zusammenfassen:

  • Seit Jahrzehnten wissen wir, dass sich die Welt erwärmt. Die jüngsten Veränderungen des Klimas sind weit verbreitet, schnell und intensivieren sich. Sie sind so stark wie seit Tausenden von Jahren nicht mehr.
  • Es ist unbestreitbar, dass der Klimawandel durch menschliche Aktivitäten verursacht wird. Der menschliche Einfluss führt dazu, dass extreme Klimaereignisse wie Hitzewellen, starke Regenfälle und Dürreperioden häufiger und heftiger sind.
  • Der Klimawandel wirkt sich bereits jetzt auf alle Regionen der Erde aus, und zwar auf vielfältige Weise. Seine Auswirkungen werden sich mit der weiteren Erwärmung noch verstärken.
  • Einige Veränderungen im Klimasystem lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Einige dieser Veränderungen könnten jedoch verlangsamt und andere gestoppt werden, indem die künftige Erwärmung begrenzt wird.
  • Ohne eine sofortige, rasche und weitreichende Reduzierung der Treibhausgasemissionen wird es nicht möglich sein, die globale Erwärmung auf 1,5°C oder sogar 2°C im Vergleich zu 1850-1900 (vorindustrielle Werte) zu begrenzen.
  • Um die globale Erwärmung zu begrenzen, ist eine starke, rasche und anhaltende Verringerung der Emissionen von Kohlendioxid, Methan und anderen Treibhausgasen notwendig. Dies würde nicht nur nicht nur die Folgen des Klimawandels verringern, sondern auch die Luftqualität verbessern.

Die Internationale Aktuarvereinigung (IAA) erstellte in Kooperation mit den Autoren des IPCC Reports im März 2022 eine Zusammenfassung der Erkenntnisse, die sich speziell an Aktuar:innen richtet[2]. Darin leitet die IAA als Aufgabe von Aktuar:innen die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken in zukünftige Strategien in den Bereichen Produktgestaltung, Pricing, Underwriting und der Rückversicherung ab. Neben den klassischen Betätigungsfeldern sind Aktuar:innen aufgrund ihres spezifischen Fachwissens auch häufig im Risikomanagement anzutreffen. Im Zuge dessen sieht die IAA als weitere Anforderung an Aktuar:innen, die Bewertung von physischen und transitorischen Klimarisiken und die Einbettung dieser Risiken in den Risikomanagementprozess.

Neue regulatorische Anforderungen an das Risikomanagement und die versicherungsmathematische Funktion

Bereits im April 2021 hat die EIOPA eine Stellungnahme zur Überwachung der Verwendung von Klimawandel-Risikoszenarien im ORSA veröffentlicht. Demnach sollen Versicherungsunternehmen Nachhaltigkeitsrisiken in den Risikomanagementprozess integrieren. Zusätzlich hat EIOPA ein Methodenpapier[3] für Stress-Tests für die Komponente Klimawandel im Januar 2022 publiziert. Das Dokument behandelt Ansätze für Stress-Tests für mikro- und makroprudenzielle Zwecke. Es umfasst Prinzipien zur Festlegung von Klimaszenarien, Modellierungsansätze sowohl für physische Risiken als auch Transitionsrisiken und schlägt Bewertungskennzahlen für die Berichterstattung vor. Auch wenn es an manchen Stellen an Detailtiefe vermissen lässt und damit keine vollständige Lösung erreicht werden kann, stellt es doch eine solide Basis für eine Referenz-Architektur dar. Die konkrete Umsetzung bleibt allerdings für Aktuar:innen herausfordernd.

Überdies erfordert eine weitere Änderung der Delegierten Verordnung (EU) 2015/ 35, die im August 2022 in Kraft tritt, neben der Integration der Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagement, die Berücksichtigung im Rahmen der Rückstellungsbewertung, der Vergütungspolitik und des Investmentmanagement.

Abbildung 1: Aufgaben der versicherungsmathematischen Funktion im Hinblick auf Nachhaltigkeitsrisiken

Aufgrund der gesetzlich vorgegebenen Aufgaben obliegt es der versicherungsmathematischen Funktion (VMF) sich mit der aktuariellen Relevanz von Nachhaltigkeitsrisiken im Rahmen der Stellungnahme zur Zeichnungs- und Annahmepolitik, Rückversicherung und der Rückstellungsbewertung des Unternehmens auseinanderzusetzen. An dieser Stelle sind vor allem die Vollständigkeit und Qualität der zugrundeliegenden Daten zu nennen, welche auch Informationen zu prospektiven Nachhaltigkeitsrisiken umfassen müssen. Die klimawandelbedingte Zunahme an Intensität und Frequenz von Wetterereignissen wie Sturm, Hagel oder Starkregen und ein damit korrespondierendes höheres Schadenspotenzial muss die VMF etwa bei der Bewertung der Prämienrückstellung und des Prämienrisikos – sofern zuständig – berücksichtigen. Zusätzlich zu dem Weiterbildungsbedarf hinsichtlich Nachhaltigkeitsrisiken muss die VMF Untersuchungen anstellen inwieweit Statistiken von Schadenhöhen und -häufigkeiten durch Schwankungen verursacht werden oder ob hier ein Trend für die Zukunft abzuleiten ist.

Abbildung 2: Referenzpunkte für Aktuar:innen im Zusammenspiel mit Klimarisiken

Analyse aktuarieller Modelle

Grundsätzlich sollten Aktuar:innen überprüfen, ob und in welchem Ausmaß die einzelnen Modelle von Nachhaltigkeitsrisiken betroffen sind. Je nach Sparte und Modellierungshorizont kann der Einfluss unterschiedlich sein. Bei langlaufenden bzw. langabwickelnden Geschäft, wie in der Lebensversicherung oder Haftpflichtversicherung, steht die Best Estimate-Bewertung der versicherungstechnischen Rückstellungen im Vordergrund, während bei tendenziell kurzabwickelndem Geschäft der Fokus insbesondere auf die Risikobewertung gelegt werden sollte. Während ersteres im Verantwortungsbereich der VMF liegt, deutet zweiteres darauf hin, dass sich durch die Veränderung der Wettermuster die Exponierung der Risiken im Bestand ändern können und Akuar:innen sich verstärkt mit den Modell- und Änderungsrisiken auseinandersetzen müssen. Da Exposure-Modelle oft von externen Anbietern zur Verfügung gestellt werden, muss hinterfragt werden, inwiefern Trends aus dem Klimawandel bereits berücksichtigt wurden. Auch bei der Bestimmung des Gesamtsolvabilitätsbedarf sollte die Kalibrierung des Katastrophenmodells kritisch betrachtet und etwa, falls relevant, die aktuell nicht erfassten Risiken Waldbrand und Dürre als eigenständige Gefahren einbezogen werden.

Ausblick

Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf das Geschäftsmodell Versicherung sind umfassend und komplex. In vielen der betroffenen Bereiche einer Versicherung (z.B. Underwriting, Produktgestaltung, Pricing, Rückversicherung, Risikomanagement, Investments) spielen Aktuar:innen eine zentrale Rolle und daher können diese durch ihre hohe fachliche Expertise zu einer fundierten Bewertung zukünftiger Klimarisiken und der Herleitung einer Strategie zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken in hohem Ausmaß beitragen. Daher sehen wir das Thema Klimawandel als Chance für uns Aktuar:innen, um einerseits unser aktuelles Tätigkeitsfeld um den Aspekt des Klimawandels anzureichern und andererseits um aktiv mitwirken zu können, das Pariser Klimaziel erreichen zu können. Der Schlüssel zum Erfolgt wird hierbei eine interdisziplinäre Zusammenarbeit u.a. mit Underwriting, Rückversicherung, Risikomanagement und externen Spezialisten sein.

 

 

 

[1] https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/

[2]https://www.actuaries.org/IAA/Documents/Publications/Papers/Climate_Science_ Summary_Actuaries.pdf

[3] https://www.eiopa.europa.eu/media/news/eiopa-publishes-third-paper-methodological-principles-of-insurance-stress-testing-climate

Entwicklung der Inflation und deren Auswirkung auf die Versicherung

Nachdem in den vergangenen Jahren die Aufmerksamkeit vieler Versicherungsunternehmen sowie insbesondere auch der Risikomanager und Aktuare auf dem Thema des Niedrigzinsumfelds gelegen ist, hat sich in den letzten Monaten durch einen starken Anstieg der Inflationsraten eine neue Dynamik in diesem Bereich entwickelt.

Figure 1: Entwicklung Inflation Österreich und Eurozone (inkl. Forecast 2022) / Quelle: Bloomberg

Während man ursprünglich nur von einem temporären Effekt – insbesondere als Nachwirkung pandemiebedingter Maßnahmen, wie z.B. Lock-Downs – ausging, kamen infolge des Ausbruchs des Ukraine-Konflikts vermehrt Zweifel an dieser Annahme auf. Dies insbesondere im Lichte der Rolle der beiden Länder als Lieferanten wichtiger Güter & Rohstoffe gerade für den Europäischen Raum. Die dadurch entstandene Versorgungsunsicherheit hat gerade in den letzten Monaten nochmals deutlich zu einem Anstieg der Inflation geführt.

Betroffen sind bereits viele Branchen und Bereiche des täglichen Lebens, weshalb sich auch Versicherungsunternehmen mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Für den Risikomanager sowie den Aktuar bedeutet das, dass vor allem die Geschäftsbereiche auf die das Thema Inflation den größten Einfluss hat zu identifizieren sind und ggf. entsprechende Maßnahmen zu setzen sind. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über die einzelnen Geschäftsbereiche gegeben werden, wobei der größte Fokus auf die Sachversicherung gelegt wird, da die Risiken im Zusammenhang mit Inflation oftmals dort am Größten sind.

Für die in Österreich übliche lebenslange Krankenversicherung ist das Thema Inflation insbesondere im Zusammenhang mit der medizinischen Inflation wichtig. Deren Entwicklung ist üblicherweise ein wesentlicher Input für Prämienanpassungen. Ein Augenmerk sollte hier auf Höhe aber auch auf Häufigkeit der Anpassung gelegt werden. Als mögliche Sekundäreffekte (insbesondere bei längerfristig hoch bleibender Inflation) sollten auch mögliche Auswirkungen auf die Entwicklung des Neugeschäfts sowie der Stornoraten berücksichtigt werden.

In der Lebensversicherung sind vor Allem Effekte auf die administrativen Kosten zu erwarten. Einhergehend mit dem Anstieg der Inflation ist jedoch auch ein deutlicher Anstieg in der Zinslandschaft zu beobachten. Dadurch können mögliche negative Effekte aus den Kosten durch positive Effekte aus den gestiegenen Zinsen (insbesondere in Garantieprodukten in der klassischen Lebensversicherung) kompensiert (und möglicherweise auch überkompensiert) werden.

Für die Schaden- und Unfallversicherung stehen vor allem long-tail Sparten bei der Analyse der Inflationsabhängigkeit im Vordergrund. Hier sind vor allem die Haftpflichtversicherungen in all ihren unterschiedlichen Facetten zu nennen. Ganz generell ist schon jetzt zu beobachten, dass die Schadenabteilungen begonnen haben Einzelschadensreserven inflationsbasiert anzupassen. Alle Effekte, welche in der Reservierung beobachtet werden können, haben natürlich auch einen Einfluss auf das zukunftsorientierte Pricing. Neben der inflationsadäquaten Verwendung von historischen Schäden gewinnen die Schadenregulierungskosten in der Prämienfestlegung von neuen Verträgen mit voller Laufzeit, die zukünftig erwarteten Schadenregulierungskosten und Betriebskosten an Bedeutung. So schlägt sich die Inflation nicht nur direkt auf Lohnentwicklung oder Energiekosten nieder, sondern findet sich auch zum Beispiel in der Anpassung der Gerichtskosten wieder. Im Bereich Commercial versuchen einzelne Versicherer im Underwriting das Thema Inflation aktiv aufzugreifen. Hierbei geht es darum den Vertrag bei Verlängerung auf eine inflationsbedingte Unterversicherung zu prüfen und entsprechend zu handeln.

Wie man sieht, betrifft die Inflation den Versicherungsmarkt als Ganzes, angefangen beim Ergebnis der Kapitalanlagen, über die Schadenreserven bis hin zu den operativen Kosten. Um die Auswirkungen einer steigenden Inflation auf das Geschäft und die Ergebnisse besser zu verstehen sind eine Reihe von Analysen nötig. Als Start bieten sich die Reservierung und das Pricing mit ihren Modellen an. Danach kann man sich mit der Entwicklung von zukünftigen Inflationsszenarien beschäftigen und die Sensitivitäten im Planungs- und Risikokapitalmodell erheben. Darauf basierend lässt sich nun eine Aussage über die Readiness des Unternehmens und der Modelle in einem inflationsvolatileren Umfeld treffen, um potenzielle nächste Schritte abzuleiten. Zum Schluss werden mit den Stakeholdern die Ergebnisse und die Kosten/Nutzenanalyse der Empfehlungen besprochen.

 

 

 

Das neue Office-Team stellt sich vor

Sehr geehrte Aktuar:innen, liebe Mitglieder,

als neue Mitarbeiterinnen in der Office-Assistenz der AVÖ möchten wir uns bei Ihnen vorstellen. Wir sind Caroline Koch-Dunkl und Alina-Nilmini Perera und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.

Ich bin Caroline Koch-Dunkl und ich war die letzten 15 Jahre im Bereich Supply Chain tätig und freue mich darauf, künftig als unterstützende Kraft im administrativen Bereich tatkräftig mitzuwirken. Als gebürtige Wienerin lebe ich mit meinem Mann und meinen beiden Kindern Nico (7) und Rafael (1) mittlerweile in Sigmundsherberg (Grenze Waldviertel/Weinviertel). Die beiden Kinder sind gleichzeitig auch mein größtes Hobby, wenn es die Zeit hergibt, spiele ich zum Ausgleich liebend gerne Tennis.

 

 

 

Mein Name ist Alina-Nilmini Perera, ich bin in Wien geboren und aufgewachsen und studiere auch hier an der Wirtschaftsuniversität Business and Economics. Durch meine Ausbildung zur Diplomtiertrainerin und durch Praktika habe ich in die verschiedensten Bereiche hineinschnuppern dürfen und werde mich nun bei der AVÖ besonders mit den IT-Angelegenheiten, der Website und dem Öffentlichkeitsauftritt beschäftigen, außerdem darf ich die ÖFdV bei Administrativem und bei der Seminarorganisation unterstützen. Nebenberuflich und auch freizeitlich bin ich viel in der Natur unterwegs.

 

 

 

Wir freuen uns Sie kennenzulernen und auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit!

Sie erreichen uns unter:

caroline.koch-dunkl@avoe.at

alina-nilmini.perera@avoe.at

office@avoe.at

IM INTERIEW: Johannes Greiner

Ich bin Aktuar/Aktuarin geworden, weil …

Eigentlich war mein Studium auf Lehramt (mit Schwerpunkt Mathematik) ausgerichtet. Nach Studienabschluss habe ich mich dann aber um einen Job als Mathematiker in der Privatwirtschaft umgeschaut, und bin so 2004 in die Versicherungsbranche eingestiegen. In weiterer Folge habe ich mich entschlossen die Aktuarsausbildung zu absolvieren. Ich denke das war eine gute Entscheidung.

Mich interessieren fachlich …

Die verschiedenen Facetten der Versicherungsmathematik. Groß geworden bin ich in der Lebensversicherung. In weiterer Folge lernte ich auch die Bereiche der Nicht-Lebens- und der Krankenversicherung in der Praxis kennen. Zudem finde ich sämtliche Themen zu Modellierung und Prognoserechnung spannend. Die Analyse und Interpretation der Ergebnisse ist manchmal schon eine ziemliche Herausforderung.

Mein größter beruflicher Erfolg …

Ist die Möglichkeit bekommen zu haben mit einer eigenen kleinen Abteilung die Aufgaben der versicherungsmathematischen Funktion zu übernehmen.

Mein Lebensmotto

Wenn man alle Dinge des Lebens nach bestem Wissen und Gewissen macht, kann man nicht viel falsch machen.

Was mich sonst neben dem Beruf interessiert.

Meine Freizeit verbringe ich gern mit meiner Familie. Im Sommer bin ich häufig am Tennisplatz zu finden oder bin mit dem Rad unterwegs. Im Winter zieht es mich magisch in die Berge, wo ich beim Skitourengehen den Rest meiner noch vorhandenen Energie verbrauche.

Berufseinsteiger:innen rate ich, …

Durchhaltevermögen zu zeigen und nicht den Mut zu verlieren. Die Komplexität und Unübersichtlichkeit mancher Themen (Solvency 2, etc.) ist anfangs doch recht groß. Es macht wenig Sinn alles auf einmal anzugehen. Hier ist weniger manchmal mehr. Der Rest kommt mit der Zeit.

Zur Person                                                                
Geboren am 8.11.1974
Aufgewachsen in Kopfing (Bezirk Schärding), Oberösterreich
Studium Mathematik/Geographie an der Uni Salzburg
2004-2006: Aktuariat Nürnberger Versicherung
Seit 2006 bei Wüstenrot Versicherung
Seit 2015 Mitglied der Sektion anerkannter Aktuare sowie VMF der Wüstenrot Gruppe