Alina-Nilmini Perera

21 Beiträge

1. AVÖ-Fotowettbewerb

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Wir laden euch herzlich ein, am 1. AVÖ-Fotowettbewerb teilzunehmen! Zeigt uns eure kreativen und originellen Perspektiven aus eurem Berufsalltag. Die besten Fotos werden bei der Generalversammlung am 11. Juni prämiert. Zu gewinnen gibt es je einen Gutschein für ein Premium Escape the Room (sponsored by WIENER STÄDTISCHE Versicherung) und für ein professionelles Fotoshooting (sponsored by UNIQA) sowie einen Seminargutschein der ÖFdV. Nutzt diese Chance, eure Arbeit auf eine neue Art und Weise zu präsentieren und mit anderen zu teilen. Wir freuen uns auf eure zahlreichen Einsendungen bis 20.05.2024 per E-Mail an ak-oeffi@avoe.at!

Beste Grüße und gutes Gelingen!
Euer Arbeitskreis für Öffentlichkeitsarbeit & Nachwuchsförderung

AAE DISCUSSION PAPER ‘SOCIAL SUSTAINABILITY IN INSURANCE: WHAT, WHO AND HOW’

Die Actuarial Association of Europe veröffentlicht ihr neuestes Diskussionspapier mit Beiträgen von Jerome Crugnola-Humbert, Esko Kivisaari, Melissa Leitner und Victoria Zach.
Dieses Papier untersucht die zentrale Rolle des Versicherungssektors in sozialen Angelegenheiten und konzentriert sich insbesondere auf seine Auswirkungen innerhalb der “S”-Dimension von ESG-Überlegungen.
Zu den Highlights gehören:
* Historische und aktuelle soziale Rolle der Versicherung
* Von der Versicherung bediente Bevölkerungsgruppen
* Positive Beiträge zu globalen sozialen Ergebnissen
* Aktualisierungen der Rechtsvorschriften im europäischen Kontext

https://actuary.eu/wp-content/uploads/2024/02/Social-Sustainability-in-Insurance.pdf

Das Punschfest 2023

Am 11. Dezember 2023 hat der Vorstand die Mitglieder der AVÖ erneut zu einem vorweihnachtlichen Zusammentreffen auf die Dachterrasse des KLYO Urania eingeladen. Bei milden Wintertemperaturen haben über 75 AVÖ-Mitglieder Punsch, Glühwein sowie andere Getränke, begleitet von Maroni und knusprigen Kartoffelpuffern, genossen. Die Dachterrasse war kurzzeitig so belebt, dass es erforderlich war sich regelrecht zur Bar vorzukämpfen. Trotzdem blieb die Atmosphäre lebhaft und einladend. Sogar zum offiziellen Ende gegen 21.30 Uhr verweilten noch zahlreiche Aktuare und Aktuarinnen auf der Veranstaltung, was eindeutig zeigt, dass der Austausch zwischen den Teilnehmern florierend stattfand und alle Anwesenden den Abend in vollen Zügen genossen haben. Nachfolgend finden sich ein paar Eindrücke.

Neues in der ÖFdV – Ausbildungsinitiative der AVÖ

In den letzten Jahren hat die ÖFdV für Aktuar:innen jeweils ca. 6 bis 8 Weiterbildungsseminare über das Jahr verteilt veranstaltet und mit erfahrenen Vortragenden aus der Praxis und von Universitäten den AVÖ-Mitgliedern vielfältige aktuarielle Themenbereich von IFRS 17 über ESG, Risikomanagement, ALM oder Sozialkapitalbewertung bis hin zu wirtschaftlichen und rechtlichen Grundlagen näherbringen dürfen. Durch den Wegfall der berufsbegleitenden Lehrveranstaltungen am SIAS-Institut ist jedoch die Aktuarsausbildung nun für manche etwas langwieriger bzw. nur mehr schwer vereinbar mit einer bereits bestehenden Tätigkeit in einem Unternehmen geworden. Für manche Veranstaltungen wie die statistischen Methoden gibt es aktuell nur die Lehrveranstaltung der TU Wien, die jedoch einerseits nicht geblockt ist und andererseits nur in Kombination mit anderen Lehrveranstaltungen die diesbezüglichen Anforderungen für die Aufnahme als Anerkannte:r Aktuar:in abdeckt.

Im Rahmen einer neuen AVÖ-Ausbildungsinitiative erstellt die Aktuarvereinigung aktuell ein gesamthaftes Konzept für eine berufsbegleitende Aktuarsausbildung, wobei die ÖFdV auch eine wichtige Rolle übernehmen soll. Im Frühjahr 2024 finden die ersten geblockten Lehrveranstaltungen zu den statistischen Methoden analog zu den ehemaligen SIAS-Veranstaltungen mit Wissensüberprüfung statt. Im Anschluss sollen Teilnehmer:innen für die Aufnahme in die Sektion anerkannter Aktuare eine Teilnahmebestätigung mit Leistungsnachweis erhalten, welche alternativ zu einem Universitätszeugnis benutzt werden kann. Die Veranstaltung kann für die Weiterbildung und den Erwerb von CPD-Punkten durch eine gewöhnliche Teilnahmebestätigung natürlich auch ohne Prüfung besucht werden.

 

Das Jungaktaurstreffen geht in die nächsten Runden

Wir freuen uns, dass am 19. Oktober ein weiteres Jungaktuarstreffen der AVÖ stattgefunden hat! Auch dieses Treffen war wieder sehr gut besucht und etwa 30 Aktuarinnen und Aktuare haben einen kurzweiligen und gemütlichen Abend im Belvedere verbracht – vielen Dank an B&W Deloitte für die großzügige Einladung.

 

Wir freuen uns, dass wir bereits den Termin des nächsten Jungaktuarstreffens bekanntgeben können: Es findet am 20. Februar 2024 ab 18 Uhr im DC-Tower statt – vielen Dank an PwC für die Einladung. Nähere Infos folgen wie gewohnt per Mail.

 

Bericht zur außerordentlichen Generalversammlung der AVÖ am 30.11.2023

Am 30.11.2023 fand eine außerordentliche Generalversammlung der Aktuarvereinigung Österreichs statt. Hintergrund dieses Termins war die Vorstellung der geplanten Änderungen an den Statuten, der Geschäftsordnung und der CPD-Richtlinie. Aufgrund der wenigen Themen wurde diese außerordentliche Generalversammlung rein online abgehalten.

Dr. Hartwig Sorger hat die Generalversammlung eröffnet und Ulrike Ebner hat die Ressortzuständigkeiten des seit Juni 2023 amtierenden Vorstands vorgestellt. In Zukunft hat jeder Arbeitskreis einen festen Ansprechpartner aus dem Vorstand, damit soll der Austausch mit den Arbeitskreise mit dem Vorstand und so manche Entscheidungsfindungen besser und effizienter gestaltet werden.

Anschließend stellte Dr. Karin Hirhager die geplanten Änderungen an den Statuten und der Geschäftsordnung vor. Sämtliche Unterlagen wurden bereits im Mitgliederbereich zur Begutachtung und Diskussion zur Verfügung gestellt, es gab dazu keine Rückmeldungen.

Anschließend stellten Dr. Jonas Hirz und Dr. Christina Ziehaus die CADS-Ausbildung (Certified Actuarial Data Scientist) vor, welche in den Statuten und der Geschäftsordnung aufgenommen werden soll. Dabei wurde herausgestrichen, welches Potenzial in den Data Science Methoden liegt und wie wichtig es ist, dass hier auch Aktuare Ihre Expertise einbringen. Die Regelungen zur CADS-Ausbildung bilden einen Anhang zur Geschäftsordnung.

Zu guter letzte stellte Dr. Christina Ziehaus die geplante CPD-Richtlinie vor. Im Zuge der Begutachtungsphase gab es viele Rückmeldung zu diesem Dokument, die eingebrachten Rückmeldungen wurden im Vorfeld diskutiert und gegebenenfalls der Richtlinien-Vorschlag entsprechend angepasst. Dr. Christina Ziehaus erläuterte ausführlich die Überlegungen, die hinter den Änderungen stehen und in welcher Form die Rückmeldungen in der Überarbeitung berücksichtigt wurden bzw. gegebenenfalls auch nicht berücksichtigt werden konnten.

 

Das Punschfest 2022

Am 18.12.2022 waren die Mitglieder der AVÖ wieder zu einem Zusammentreffen mit Punsch und winterlicher Verköstigung im KLYO Urania eingeladen, hier ein kleiner Rückblick darauf:

Save the Date: AVÖ Generalversammlung 2023

Die diesjährige Generalversammlung wird am 13.Juni im Talent Garden  in der Liechtensteinstraße in Wien stattfinden:

Vor der Generalversammlung wird es auch wieder spannende Fachvorträge geben, wir freuen uns auf Ihre Teilnahme. Dieses Jahr werden auch der Vorstand sowie die weiteren Gremien der Aktuarvereinigung neu gewählt, die Wahlvorschläge sowie die Agenda zur Generalversammlung werden zeitgerecht bekanntgegeben.

Details und aktuelle Informationen werden laufend dem Mitgliederbereich hinzugefügt, über die Anmeldung werden alle Mitglieder zeitgerecht per Email informiert.

„Pay as you live“: Heilsbringer für ein gesundes Leben oder Ende der Risikogemeinschaft?

Die technischen Entwicklungen des 21. Jahrhunderts – besonders von „Wearables“ – erlauben die systematische Analyse von Aktivitäten und gesundheitsbezogenen Daten einzelner Personen in Echtzeit. Diese „Selbst-Quantifizierung“ (vgl. [SQ23]) gilt vielen als sinnvolle Innovation zur Unterstützung einer gesunden Lebensweise und mindestens genau so vielen als Ende des selbstbestimmten Lebens bzw. als Daten-Super-Gau. Welche Rolle sollen und können Versicherungen dabei spielen? Droht das Ende des Risikoausgleichs? Sind „Pay as you live“-Tarife in der Personenversicherung die Zukunft? Der Versuch einer Analyse anhand der insureNXT-preisgekrönten „Fitness & Charity“-Community TEAM500 (vgl. [INXT22]).

 

Als „Wearable“-Technologie werden elektronische Geräte bezeichnet, die als Accessoires getragen, in Kleidung eingearbeitet oder sogar unter der Haut implantiert werden und darüber hinaus mit Hilfe von Sensoren Vitaldaten erfassen bzw. diese übertragen können: Smartwatches als „Wearable“ sowie die Herzfrequenz oder Schrittanzahlen als „Vitaldaten“ sind prominente Beispiele. Viele der von Wearables erhobenen Daten, werden im Rahmen von App-Nutzungen mit Herstellern (z.B. „Apple Health“ oder „Garmin Connect“) geteilt. Im Jahr 2021 gab es in Österreich rund 1 Million Nutzer von Wearables und 1,45 Millionen Nutzer von Fitness-Apps (vgl. [STAT23]). Als Gegenleistung versprechen die Apps Unterstützung und Tipps zu einer gesünderen Lebensweise.

Vor allem Bewegung gilt laut WHO als zentraler Faktor zur Stärkung sowohl mentaler als auch physischer Gesundheit. Regelmäßige moderate Bewegung in dem von der WHO empfohlenen Ausmaß kann das Sterblichkeitsrisiko um 20% bis 30%, das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Demenz um 7% bis 8% sowie Typ-2-Diabetes um 5% reduzieren (vgl. [WHO22]).

Seit Mitte des letzten Jahrzehnts etablieren sich erste Versuche, diese Daten in kundenorientieren Geschäftsmodellen der Personenversicherung zu nutzen. Die digitalen Krankenversicherer Oscar und Clover in den USA (vgl. [KNMW20]) sowie das Vitality-Programm des Generali-Konzerns [GEN23] gelten als Pioniere auf diesem Gebiet.

Eine Kooperation von SCOR, der Kärntner Landesversicherung und dem Softwarehersteller FJUUL startete im Jahr 2021 ein Projekt unter dem Motto „Gemeinsam mehr bewegen“ (vgl. [KLV21]). Zu 500 Lebensversicherungs- und Unfallversicherungsverträgen wurden Smartwatches und Fitness-Apps verteilt. Die registrierten Bewegungsminuten des TEAM500 dienen den Kund:innen („Für mich“), ausgeschriebenen Charity-Aktionen („Für uns“) und einer weltweiten wissenschaftlichen Studie („Für alle“). Als eine der ersten wirklich im Markt umgesetzten Aktionen konnten viele Aspekte – unter anderem zu den Themen Datenschutz, Wettbewerbsrecht, Bereitschaft der Kund:innen Daten zu teilen, Verteilungs- und Vertriebskonzepte  – erfolgreich geklärt und umgesetzt werden. Auf Basis der in der zugehörigen App zur Verfügung gestellten Funktionen zu Bewegungsverhalten, biologischem Alter (vgl. [SCOR23]) und dem Stand der Charity-Ziele konnten nahezu tägliche positive Kundeninteraktionen für Lebens- bzw. Unfallversicherungsverträge erzielt werden.

Das Teilen von Daten mit Versicherungsunternehmen stellt einen besonders beachtenswerten Punkt im Konzept von „Pay as you live“-Tarifen dar. Während die Vorsicht in Kontinentaleuropa größer ist, zeigt eine globale Studie von Remark (vgl. [REMA23]), dass mehr als zwei Drittel der befragten Konsument:innen dem Teilen von Daten sowie mehr als 65% sogar dem Teilen von Wearables-Daten nicht ablehnend gegenüber stehen. Als besonders attraktiver Nutzen wird von drei Viertel der Befragten eine günstige Prämie gesehen. „Charity-Donations“ wie sie bei TEAM500 genutzt wurden, sind für rund 44% der Kund:innen attraktiv. Das Beratungsunternehmen McKinsey (vgl. [MCK20]) sieht ebenfalls steigende Bereitschaft zur Datenteilung im Gegenzug zu steigender Personalisierung von Versicherungsservices. Detaillierte weiter gefasste umfassende Analysen zur „Big-Data-Debatte“ im Allgemeinen und für Versicherungsbezug im Speziellen können in [KNMW20] und [HMSS17] gefunden werden.

Äquivalenzprinzip, Risikoausgleich und gesellschaftliche Akzeptanz

Die Kernideen von „Pay as you live“-Tarifen, also die Berücksichtigung von Echtzeitdaten in der Produktgestaltung, sind tief in der versicherungswirtschaftlichen Grundlagentheorie verankert: das individuelle versicherungstechnische Äquivalenzprinzip und die Reduktion der Schadenerwartungswerte durch Anreize zu Verhaltensänderungen.

Analog zu Telematik-Daten in der Kraftfahrtversicherung bieten die Daten aus Wearables dramatisch verbesserte Möglichkeiten, erwartete Schadenbedarfe für individuelle Personen zu ermitteln. Versicherungstechnisch stellt dies keine fundamentale Herausforderung dar. Für den Risikoausgleich sind Anzahl und (stochastische) Unabhängigkeit zentrale Aspekte, während (Nicht-)Homogenität der Risiken bei entsprechender Datenlage durch geeignete aktuarielle Methoden handhabbar wird.

Im Gegensatz dazu sieht sich die Versicherungswirtschaft zunehmend dem Vorwurf von Diskriminierung und gesetzlichen Verboten, bestimmte Eigenschaften von versicherten Risiken (Unisextarifierung, bestimmte Krankheiten – „Beating Cancer“ und das „Recht auf Vergessen“) zur Tarifierung zu nutzen, ausgesetzt. In [MPWA17] wird die Notwendigkeit zur Nutzung des individuellen versicherungstechnischen Äquivalenzprinzips in der Privatversicherung (zur Verhinderung von Antiselektions- bzw. Unterversorgungseffekten) sowie deren Abgrenzung zu Solidargemeinschaften (im Sinne von systemischer Prämiensubvention von „reich für arm“, „jung für alt“ oder „gesund für krank“) und der Akzeptanz von Tarifierungsmerkmalen systematisch aufbereitet. Zusammenfassend werden Merkmale, die „gefühlt“ durch Verhalten aktiv beeinflusst werden können (z.B. Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen, Rauch- oder Alkoholkonsum, gesunde Ernährung, regelmäßiger Sport) wesentlich stärker akzeptiert, als nicht beeinflussbare Kriterien (Vorkrankheiten, Blutdruck, Geschlecht und auch das Alter (!)). Zu langfristigen Nutzbarkeit von Vitaldaten werden daher Methoden, die einzig Korrelationen zum Schadenbedarf identifizieren, nicht ausreichen. Zu den Aufgaben der Aktuare werden auf jeden Fall die Sicherstellung der Erklärbarkeit der Methoden und der Nachweis einer nicht versteckten Nutzung verbotener Merkmale (z. B. Geschlecht) zählen.

Das „biologische Alter“ und „Behavioural Insurance“

Während die grundsätzlich positiven Effekte von Bewegung und Training auf Gesundheit sowie Mortalität wissenschaftlich evidenzbasiert etabliert sind, steckt eine exakte (zur sinnvollen Abbildungen in Tarifen notwendige) Vermessung der Zusammenhänge in den Kinderschuhen.

Als mathematische Basis für „Pay as you live“-Tarife hat der Rückversicherer SCOR in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren der Wearable-Technologie-Industrie das Biological Age Model (BAM) entwickelt. BAM nutzt die Daten von Wearables, um das biologische Alter einer Person zu ermitteln. Für Endkund:innen ist dies ein leicht verständliches und nachvollziehbares Gesundheitsmaß. Anhand der Anzahl der zurückgelegten Schritte können Kund:innen überprüfen, ob ihr biologisches Alter höher oder niedriger ist als ihr tatsächliches Alter.

Das dahinterliegende mathematische Modell basiert auf klinischen Daten aus über 20 Jahren und zeigt als Ergebnis, dass die Anzahl der Schritte pro Tag einen starken Einfluss auf die Mortalität hat. Insgesamt scheinen Aktivitätsparameter ein stärkerer Indikator zu sein als traditionelle Underwriting-Faktoren (Blutdruck, BMI, Raucherstatus, Cholesterin, …).

Aus einer rein technischen Perspektive betrachtet lässt sich daraus ableiten, dass Wearable-Daten in der Lage sind, die traditionelle Risikoprüfung zu optimieren und Versicherungsunternehmen in die Lage zu versetzen, ihre Risikobewertung kontinuierlich zu aktualisieren. Zu Ende gedacht, wäre das Ergebnis in letzter Konsequenz ein dynamisches Underwriting, was eine permanente kontinuierliche Prämienanpassung nach sich ziehen würde.

Im Hinblick auf die angesprochenen grundsätzlichen Bedenken hinsichtlich der gesellschaftlichen Akzeptanz derartiger Überlegungen wurde beim TEAM500-Projekt jedoch ein gänzlich anderer Zugang gewählt und der Engagement-Aspekt für einen gesünderen Lebensstil in den Vordergrund gestellt.

Traditionelle Wege zur Unterstützung eines risikoaversen und damit schadenreduzierenden Verhaltens in der Versicherungswirtschaftslehre sind Selbstbeteiligungen und Bonus-Malus-Systeme. Eine aktuelle Studie aus dem amerikanischen Krankenversicherungsmarkt (vgl. [HAS21]) bestätigt die Wirksamkeit dieser Vereinbarungen abermals empirisch. Während viele der traditionellen Maßnahmen mit verringertem Kundenerlebnis (z. B.: mehr Nervosität beim Autofahren) oder sogar Fehlanreizen (z.B.: das Unterlassen notwendiger Arztbesuche bei Selbstbehalten in der Krankenversicherung), stellen „gameifizierte“ Anreize oder beratende Funktionen zu mehr Bewegung in Apps unter Umständen kombiniert mit geeigneten „Nudging“-Ansätzen („90% der Peer-Group haben heute mehr als 10.000 Schritte gemacht“, „deine Gruppe braucht noch 1.000-Schitte im Durchschnitt um diese Charity-Donation auszulösen“,…) eine positive Beeinflussung zum Nutzen beider Seiten dar. Das der Team500-Aktion zugrundeliegende „biologische“ Alter ist ein Weg langfristige abstrakte Ziele, wie Gesundheit, in eine unmittelbar darstellbare Zahl zu übersetzen und dadurch mit schnellen Erfolgen das Engagement der Kund:innen zu stärken.

Ein zentrales Konzept aus der Welt der Verhaltenswissenschaft zum Verständnis der Entscheidungsfindung bei der Gestaltung von Gesundheitsförderungsprogrammen ist die sogenannte „Verlustaversion“.

Grob gesagt bedeutet das, dass Verluste von Menschen intensiver wahrgenommen werden als entgangene Gewinne. Daher erzeugt das Bestreben, einmal erzielte „Altersgewinne“ nicht wieder abzugeben, für eine zusätzliche Motivation zu Bewegung (vgl. [REMA21]). Damit verbundene finanzielle Anreize (Rabatte, Gewinnbeteiligung, …) können diesen Effekt noch verstärken.

Fazit

Neue Technologien sorgen bereits heute für eine bisher unvorstellbare Flut von potentiell tarifrelevanten Daten in Echtzeit. Große Strategie- und Beratungsfirmen sehen in der Nutzung dieser Daten zu Personalisierung einen Königsweg, der „Innovationkrise“ der Personenversicherung zu entkommen (vgl. McKInsey). Die daraus entstehenden Möglichkeiten und fachlichen Herausforderungen an Aktuare sind inspirierend. Gerade für das aktuelle Selbstverständnis der Aktuare der 5. Generation, als “profession that is recognised as a leader in data and analytics across industries“, bietet sich als Berufsstand – im Zusammenhang mit der in den Kinderschuhen befindlichen Vermessung von Bewegung und Gesundheit – die einmalige Möglichkeit, unseren Wert für die Gesellschaft weit über den reinen „Versicherungsbezug“ hinaus zu beweisen und gleichzeitig das Geschäftsmodell der Personenversicherung verantwortungsvoll zu modernisieren.

Weltweit arbeiten Data Science-Gruppen der Aktuarvereinigungen mit Hochdruck daran, einschlägige Positionen zur Nutzung großer, individueller Datenmengen sowie entsprechende Grundsätze und Standards zu erstellen. Österreich ist in diesen Gremien mit dem Leiter des Arbeitskreises „Data-Science“ Dr. Jonas Hirz vertreten.

Noch intensiver als in der Vergangenheit stellen sich Bereitschaft und Kompetenz zur Einbringung in multidisziplinäre Teams als wichtige Erfolgsfaktoren dar: Brauchen wir dafür schon die 6te Generation von Aktuaren?

 

Literaturquellen

[SQ23] https://quantifiedself.com

[INXT22] https://insurenxt.com/de/rueckblick/

[STAT23] https://de.statista.com/themen/4648/wearables-in-oesterreich/#topicOverview

[WHO22] „Global status on physical activity 2022“, ISBN 978-92-4-005915-3, WHO, 2022.

[KNMW19] „Die Big-Data-Debatte. Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft“
Knorre, Müller-Peters, Wagner, ISBN: 978-3-658-27257-9, Springer, 2020.

[GEN23] https://www.generalivitality.com/at/de

[KLV21] https://team500.klv.at/

[SCOR23] https://www.scor.com/en/biological-age-model-bam

[REMA23] „Global Consumer Study 2022-23“, ReMark, www.remarkgroup.com, 2023.

[MCK20] „The future of life insurance“, McKinsey, 2020.

[HMSS17] „Big Data für Versicherungen“, Heep-Altiner, Müller Peters, et. al, Forschung am ivwKöln, Band 2/17, 2017.

[MPWA17] „Geschäft oder Gewissen? Vom Auszug der Versicherung aus der Solidargemeinschaft“, Müller-Peters, Wagner, ISBN 978-3-00-055896-2, Goslar Institut, 2017.

[HAS21] „Fördert ein Selbstbehalt Sparsamkeit in der Krankenversicherung?“ Hasch in: Die Wirtschaft im Wandel. Springer Gabler, Wiesbaden, 2021. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31735-5_34

[REMA21] https://www.remarkgroup.com/en/insights/5-ways-behavioural-science-can-transform-insurance

Promoting Financial Inclusion – zweiter Kongress der Actuaires du Monde in Dakar, Senegal, für 2023 geplant

Über die aktuarielle Entwicklungshilfeorganisation Actuaires du Monde (AdM) haben wir bereits im Newsletter Mai 2022 berichtet. Aktivitäten der Organisation sind Mentor- und Ausbildungsprogramme, sowie soziale Projekte, vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern. Daneben werden Kongresse zu Schwerpunktthemen ausgerichtet, so im März 2022 im nordmazedonischen Skopje u.a. über Herausforderungen bei der Liberalisierung des Motormarktes.

Für Anfang Mai 2023 ist nun ein zweiter Kongress in Dakar, Senegal, geplant, der unter dem Thema „Promoting Financial Inclusion“ steht. Eine Erhöhung der finanziellen Teilhabe, vor allem von benachteiligten Bevölkerungsgruppen, kann die Lebenssituation vieler Menschen verbessern, und ist eine der Kernaktivitäten von AdM. Deshalb soll diesem Thema der nächste Kongress gewidmet werden, mit möglichen Themen wie Microinsurance, Verbesserung der finanziellen Allgemeinbildung, Rolle von Aktuaren bei der finanziellen Inklusion und technologische und regulatorische Herausforderungen.

Die Veranstaltung findet in englischer und französischer Sprache mit Simultanübersetzung statt. Interessierte können Vorschläge für Redebeiträge bis Ende 2022 einreichen, weitere Informationen über Actuaires du Monde sowie zur Teilnahme am Kongress findet Ihr hier. Übrigens: AdM sucht weiterhin Aktuare im Ehrenamt zur Projektunterstützung und als Mentoren.

2022 European Researchers‘ Night

Am Freitag, dem 30.September 2022, fand die Europäische Forschernacht #EuropeanResearchersNight vor Ort an der Universität für angewandte Kunst in Wien und online statt.

Die Veranstaltung findet einmal im Jahr in verschiedenen Städten in ganz Europa statt, um Informationen über aktuelle Forschungsprojekte zu geben und Einblicke in den Alltag der Forscher zu ermöglichen.
Die AVÖ hat mit Victoria Zach und Felix Radlinger und Unterstützung der Forschungsgruppe für Finanz- und Versicherungsmathematik (FAM) der TU Wien zwei Anwendungen zu den Themen Wahrscheinlichkeitstheorie und Berechnung der Lebenserwartung vorgestellt und mit Hilfe von Simulationen und Modellen Kinder zum Mitmachen und Mitdenken angeregt.

Ziel war es, vor allem Schülerinnen und Schüler auf die Vielzahl der Anwendungen der Mathematik im Alltag aufmerksam zu machen und einen Einblick in die Finanz- und Versicherungsmathematik zu geben.

Das Fazit unserer Aktuar: innen vor Ort: „Es war eine sehr gute Gelegenheit jungen Menschen die Mathematik bzw. die Aufgaben eines:einer Aktuar:in näher zu bringen. Überraschend war die überdurchschnittliche Nennung der Mathematik als Lieblingsfach in der Schule – es war also definitiv das richtige Publikum.“

Die AVÖ bei der Mathematik-Olympiade

Im Rahmen der 53. Mathematik-Olympiade hat die AVÖ den teilnehmenden Schüler:innen die Tätigkeiten von Aktuar:innen nähergebracht.

Bei der Siegerehrung des Junior-Regionalwettbewerbs für Bgld/NÖ/W im BRG Schopenhauerstraße wurden die Schüler:innen auch zur interaktiven Teilnahme angeregt und befragt wo aus Ihrer Sicht Mathematiker:innen zum Einsatz kommen. Die Resonanz war ausgesprochen positiv und die große Anzahl an Rückmeldungen war auf alle Fälle überraschend. Valerie Eberhartinger und Felix Radlinger haben die Vielfältigkeit des Aktuarberufs herausgestrichen, um das ohnehin bereits Mathematik-affine Publikum für ein Studium der Finanz- und Versicherungsmathematik zu begeistern.

 

Damit die AVÖ nicht nur durch den Vortrag einen bleibenden Eindruck hinterlässt, wurden die T-Shirts der Teilnehmer:innen mit dem AVÖ-Logo verschönert.

Generalversammlung 2022

Die AVÖ-Generalsversammlung wurde von spannenden Vorträgen zu aktuellen Themen wie klimabedingte Risiken, Sterblichkeiten und demographische Prognosen für Wien, Inflation und Zinsen und COVID19-Simulationen eingeleitet. Anschließend gab es eine Übersicht zu den verschiedenen Tätigkeitsberichten und die Berichte von Kassier Rainer Kaufmann und ÖFdV-Geschäftsführer Dr. Reinhold Kainhofer.

Informationen und Berichte können im Mitgliederbereich eingesehen werden.

IM INTERVIEW: Victoria Zach

Ich bin Aktuar/Aktuarin geworden, weil …

Mathematik machte mir immer schon sehr viel Spaß.
Den Studiengang Versicherung- und Finanzmathematik habe ich durch Zufall entdeckt und fand es von Anfang an spannend.
Erst durch den Vortrag der AVÖ im Rahmen der Vorlesung ‚Anwendungsgebiete der Mathematik‘ bin ich auf die Begriffe ‚AVÖ‘ und ‚Aktuar‘ gestoßen.
Da ich vor allem die versicherungsspezifischen Fächer am interessantesten fand, habe ich mich dann dazu entschlossen, diesen Weg einzuschlagen und es auch noch keine Sekunde bereut.

Mich interessieren fachlich …

Vor allem der Nichtleben-Bereich ist aus meiner Sicht sehr interessant und bietet aufgrund der unterschiedlichen Sparten und Tarifierungsmöglichkeiten viel Platz für Kreativität und Innovation.
Außerdem programmiere ich gerne und versuche Prozesse zu optimieren und komplexe Modelle zu implementieren.

Es ist generell ein sehr abwechslungsreicher Beruf, bei dem man nie auslernt – vor allem in der Beratung bekommt man genug Möglichkeiten, sich weiterzubilden und sich mit neu aufkommenden Themen zu beschäftigen.

Mein größter beruflicher Erfolg …
Mit meinen 25 Jahren habe ich schon an ungewöhnlich vielen Projekten mitgearbeitet.
Neben dem Studium habe ich bereits in der Produktentwicklung bei einer Versicherung 3 Jahre Teilzeit als Mathematiker gearbeitet.
Seit knapp 2 Jahren arbeite ich nun Vollzeit und bin, seit über einem Jahr in der Beratung, in verschiedenen Bereichen der Versicherung tätig.
Diese ‚Erfahrung‘ bereits in meinem Alter zeichnet mich aus und darauf bin ich stolz.

Mein Lebensmotto

Es ist immer zu früh, um aufzugeben. -Norman Vincent Peale

Meiner Meinung nach ist außerdem eine positive Lebenseinstellung sehr wichtig – sowohl privat als auch beruflich!

Was mich sonst neben dem Beruf interessiert.
Ich liebe die Natur und bin gerne in den Bergen unterwegs – sowohl im Sommer als auch im Winter.
Außerdem interessiere ich mich sehr für andere Kulturen und erkunde gerne fremde Länder.

BerufseinsteigerInnen rate ich, …

Jede Gelegenheit zu nutzen, neue Leute kennenzulernen und sich auszutauschen.
Und ganz wichtig: WEITERBILDUNG. Hier ist es wichtig, sich auch außerhalb der Mathematik Kenntnisse anzueignen (Beispiel Data Science, Rhetorik,..) um Probleme bestmöglich lösen zu können.

 

Zur Person

Ich komme aus Oberösterreich aus einer Bäckersfamilie und habe eine Zwillingsschwester und eine kleine Schwester.

Das Studium an der TU Wien hat mich dann nach Wien gezogen und seitdem lebe ich hier. Während dem Studium habe ich bereits Teilzeit bei einer Versicherung gearbeitet und dort viel im Bereich Produktentwicklung gelernt.
Nach dem Studium bin ich dann in die Beratung gewechselt, um mich vielen abwechslungsreichen Herausforderungen zu stellen und um mich auch in anderen Bereichen weiterzubilden.
Generell würde ich mich als fröhlich und offen bezeichnen und ich bin (möglicherweise auch durch diverse Sportarten geprägt) ein sehr ehrgeiziger Mensch.