Am 4. Juni 2009 wurde die Richtlinie der Voraussetzungen für die Anerkennung als Aktuarin bzw. Aktuar adaptiert. Bei dieser Änderung wurde u. a. das Thema “Instrumente und Strategien der Kapitalveranlagung” in den Fächerkatalog in die Kategorie der wirtschaftlichen Fächer aufgenommen.
Die Kapitalveranlagung (und damit verbunden, die verwendeten Instrumente) spielt in Finanzunternehmen eine wichtige Rolle, ist sie doch mit einer der wesentlichsten Einnahmequellen verknüpft. Die Anzahl der unterschiedlichen Kapitalmarktinstrumente (speziell strukturierte Produkte und Zertifikate) ist in den letzten Jahren stark gestiegen, auch werden immer wieder neue Strategien entwickelt. Diese Strategien gehen oft ganz neue Wege, doch es finden sich auch Erweiterungen oder Verbesserungen von bereits etablierten Methoden. Die Kapitalveranlagung in Versicherungsunternehmen sowie in Pensionskassen ist ein wesentlicher Input-Faktor für die Aufgaben der jeweiligen Aktuarinnen und Aktuare. Gerade in Niedrigzinsphasen oder Krisenzeiten (Stichwort Covid-19) ist das richtige Know-how in der Kapitalveranlagung eine Grundvoraussetzung für die weitere positive Entwicklung von Finanzunternehmen.
Verantwortliche Aktuarinnen und Aktuare und ihre Stellvertreter müssen entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen beurteilen, ob, unter Bedachtnahme auf die Erträge aus den Kapitalanlagen nach den für die Berechnung der versicherungstechnischen Rückstellungen geltenden Vorschriften und versicherungsmathematischen Grundlagen, mit der dauernden Erfüllbarkeit der Verpflichtungen aus den Versicherungsverträgen gerechnet werden kann. Daher ist es für Aktuarinnen und Aktuare unumgänglich, sich auf dem Gebiet der Kapitalveranlagung einerseits laufend fortzubilden, andererseits die Grundlagen sowie die klassischen Instrumente (wie beispielsweise Aktien, Anleihen, Optionen, Futures, Swaps, Fonds etc.) und Strategien (wie etwa Portfolio-Insurance Strategien CPPI oder TIPP) der Kapitalveranlagung zu kennen.
Eine wesentliche Rolle im Zusammenhang mit der Kapitalveranlagung spielen die so genannten Finanzintermediäre. Dabei handelt es sich um Vermittler zwischen Kapitalangebot und -nachfrage. Zu den wichtigsten Finanzintermediären zählen Versicherungen, Banken, Makler, Finanzberater und Investmentgesellschaften. Die Finanzintermediäre unterliegen abhängig von deren Rechtsform der Kontrolle durch die Aufsichtsbehörden (FMA, OeNB und/oder EZB). Dabei verfolgen die Aufsichtsbehörden unterschiedliche Ziele, wie beispielsweise Sicherstellung der Stabilität des Finanzmarktes.
Autor: Dr. Martin Predota, CRM, Anerkannter Aktuar AVÖ
Buch zum Thema
Begleitend habe ich über einen Großteil des Inhalts der Lehrveranstaltung 2020 das Buch “Finanzmärkte, Finanzintermediation und Kapitalanlage” im Verlag Facultas Verlags- und Buchhandels AG herausgegeben. Das Buch wendet sich an Personen, die sich Grundwissen in dieser Thematik aneignen wollen und ist sowohl als vorlesungsbegleitende Literatur als auch zum Selbststudium geeignet.